Kann man sich durch einen Kuss mit dem HI-Virus anstecken? Sind nur homosexuelle Männer von AIDS betroffen? Kann eine HIV-positive Frau ein gesundes Kind zur Welt bringen? Diese und andere Fragen, die von weit verbreiteten Vorurteilen und Halbwissen in Bezug auf das HI-Virus zeugen, standen in den vergangenen Tagen im Mittelpunkt einer Veranstaltungsreihe, die am Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises Siegburg in Kooperation mit der Michael Stich Stiftung, die sich seit vielen Jahren unter anderem im Bereich AIDS Prävention und Aufklärung engagiert, durchgeführt wurde. Bereits zum zweiten Mal fanden die Veranstaltungen am Berufskolleg statt und erreichten insgesamt mehr als 600 Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs mit seinen Teilstandorten.

Bestandteil des Programms, das die Stiftung ausgearbeitet hat und kostenfrei an Schulen durchführt, ist ein adressatengerecht aufgearbeiteter, interaktiver Informationsvortrag zum Thema sowie ein Ein-Mann-Theaterstück.

Professor Rainer Ganschow von der Uni-Klinik Bonn, der seit einigen Jahren ehrenamtlich mit der Stiftung zusammenarbeitet, verstand es, den Schülerinnen und Schülern in seinem Vortrag in knapp 90 Minuten zahlreiche wichtige Fakten über die AIDS-Erkrankung, Übertragungswege des HI-Virus, soziale Folgen für Betroffene oder die weltweite Situation adressatengerecht nahezubringen. Durch den Dialog mit den Jugendlichen zeigte sich schnell, dass viele Annahmen auf Halbwissen beruhten, das längst nicht mehr gültig ist.

Ein großes Problem, das Ganschow ansprach – und dem er zusammen mit der Stiftung entgegenwirken möchte – sei die mangelnde Aufklärung, auch unter Ärzten. Vor allem in Bezug auf die Übertragungswege des HI-Virus herrschten viele Vorurteile, die es den Betroffenen erschwerten, nach der Diagnose ein normales Sozialleben zu führen.

Dies wurde auch in dem Ein-Mann-Stück „I will survive. Ein Bericht von Martin Rehbein“ von Raoul Biltgen deutlich, das vor den Schülerinnen und Schülern als zweiter Bestandteil des HIV-Präventions-Programms aufgeführt wurde. In dem etwa 70-minütigen Theaterstück stellte Schauspieler Michael Wanker eindrücklich die verschiedenen Phasen dar, die ein Mensch durchlaufen kann, wenn er mit der Diagnose HIV positiv konfrontiert wird.

Gerade die Darstellung der Gefühlswelt eines Betroffenen berührte die Schülerinnen und Schüler, die sich nach dem Theaterstück sehr beeindruckt von der schauspielerischen Leistung Wankers zeigten. Die Reaktionen der Jugendlichen im Anschluss an die HIV-Präventionsveranstaltungen zeigten, dass das Hauptziel erreicht war: sie wurden für das Thema sensibilisiert und stellten fest, dass HIV und AIDS uns alle angeht.

Daten / Fakten aus dem Vortrag:

  • Jedes Jahr stecken sich allein in Deutschland über 3.500 Menschen neu mit dem HI-Virus an, die Dunkelziffer ist etwa dreimal so hoch
  • Auch international steigen die Zahlen der jährlichen Neuansteckungen
  • Knapp 40 Millionen Menschen weltweit sind mit dem HI-Virus infiziert
  • Lediglich 16 Millionen der Infizierten haben Zugang zu den teuren Medikamenten, die den Ausbruch der Krankheit AIDS verhindern können

Foto: Vortrag von Professor Ganschow in der Aula des Berufskollegs des Rhein-Sieg-Kreises Siegburg am 26.09.18