Europatag 2019 am Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg: Europa leben und erleben

Was ist eigentlich das Duale Ausbildungssystem? Und wie erklärt man es Leuten, die nicht in Deutschland aufgewachsen und zur Schule gegangen sind? Diese und weitere Themen standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung am vergangenen Donnerstag, 9. Mai 2019, am Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg. Passend zum Europatag trafen Schülerinnen und Schüler aus Bari in Italien und St. Giron in Frankreich, die im Rahmen des Erasmus+-Projektes „My Way into the digitalized and globalized working world“ derzeit zu Besuch in Deutschland sind, auf ihre deutschen Austauschpartner aus der Höheren Handelsschule und auf Berufsschülerinnen und -schüler unterschiedlichster Bildungsgänge. Ziel der Veranstaltung war es, den Gastschülerinnen und -schülern das deutsche Ausbildungssystem aus erster Hand zu erklären und gemeinsam über Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Arbeitswelt 4.0 zu diskutieren.

Bevor die jungen Leute sich in gemischten Kleingruppen austauschen konnten, wurden ihnen grundlegende Informationen über die Duale Ausbildung und zu Digitalisierung vermittelt. Jürgen Hindenberg, der Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der Industrie und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg, verwies in seinem Vortrag auf die wichtige Aufgabe, die der IHK in Deutschland beim Thema Berufsausbildung zukommt und erklärte das deutsche Ausbildungssystem. Anhand von statistischen Daten konnte er den Erfolg des deutschen Modells nachdrücklich belegen: im europäischen Vergleich verzeichnet Deutschland mit 5,6 % die geringste Arbeitslosenquote unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen – dagegen liegt diese Quote in Frankreich bei 20,2 % und in Italien sogar bei 30,2 %. Dies hängt zwar auch mit der guten Wirtschaftslage in Deutschland zusammen, vor allem aber mit dem einzigartigen Ausbildungssystem, das eine schulische und betriebliche Ausbildung verknüpft und somit jungen Menschen auch ohne Studium gute berufliche Perspektiven bietet. In diesem Zusammenhang verwies Hindenberg auch auf die wachsende Anzahl unbesetzter Ausbildungsplätze allein in NRW und den Mangel an qualifizierten Fachkräften – vielleicht eine Chance für junge Menschen aus dem europäischen Ausland?

Hindenberg betonte - ebenso wie Frau Dr. Folene Nannen-Gethmann von der EU-Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung der Bezirksregierung Köln und Leah Spieß , Jugendsekretärin von Ver.di Bezirk Köln-Bonn-Leverkusen, die ebenfalls ein paar Worte an die Schülerinnen und Schüler richteten – die Bedeutung, die einer guten Qualifizierung der Schülerinnen und Schüler für den europäischen Arbeitsmarkt 4.0 zukommt. Zu den Kernqualifikationen gehören neben Fremdsprachenkenntnissen vor allem Flexibilität und die Bereitschaft für lebenslanges Lernen, um mit den sich stetig verändernden Bedingungen des Arbeitsmarktes Schritt halten zu können. In dem Zusammenhang erinnerten die Rednerinnen und Redner an die Wichtigkeit der anstehenden Europawahl am 26.5. und riefen dazu auf, für Solidarität und für Europa zu stimmen, um die künftigen Herausforderungen gemeinsam zu stemmen.

Anschließend fanden sich die Schülerinnen und Schüler in gemischten Kleingruppen zusammen. Deutsche, italienische und französische Jugendliche kamen mit Azubis der Bildungsgänge Banken, Büromanagement, E-Commerce, Einzelhandel, Groß- und Außenhandel sowie Industrie ins Gespräch und tauschten sich über ihre Erfahrungen zu und Erwartungen an Digitalisierung und Ausbildungsberufe im kaufmännischen Bereich aus.

„Eine rundum gelungene Veranstaltung“, urteilten am Ende nicht nur die beteiligten Lehrerinnen aus Deutschland, Italien und Frankreich sowie die geladenen Redner und Rednerinnen. Auch aus Sicht der Schülerinnen und Schüler war der Vormittag erfolgreich, was sich nicht zuletzt an den regen Gesprächen in den Kleingruppen – trotz manch sprachlicher Schwierigkeit – zeigte.

Foto: Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg mit den Austauschpartnern aus St. Giron in Frankreich und Bari in Italien sowie ihren Lehrerinnen; Frau Folene Nannen-Gethmann, Herr Hindenberg, Frau Spieß sowie die Organisatorinnen der Veranstaltung Frau Michaela Köser-Segschneider und Frau Agathe Sering-Muth

Die offizielle Internetseite mit weiteren Informationen zum Erasmus+ Projekt finden Sie unter https://mgsegschneider.wixsite.com/ways/deutsch.