JobShadowing mit dem Instituto Estela Ibèrica in Santa Perpètua de Mogoda in Spanien
Vom 1. bis 5. Dezember 2025 besuchten Herr Aksoy und Frau Hensel das Instituto Estela Ibèrica in Santa Perpètua de Mogoda (Katalonien) zum JobShadowing, um Einblicke in Unterrichtsformen, Berufsbildung und Inklusionspraxis zu gewinnen. Der Schulalltag erwies sich als sehr vielfältig: die Beobachtungen reichten von Förderklassen mit Pferdetherapie über berufsbildende Kurse in Bereichen wie Transport, Verwaltung, Elektronik sowie Handel und Marketing bis hin zu allgemeinen Klassen (z. B. Mathematik, Englisch, Musik) und einer 11. Klasse auf dem Weg zum Bachillerato. Die Unterrichtsformen umfassten Projekte, Gruppenarbeit, Planspiele, Praxisübungen wie das Messen von Vitalwerten sowie Videoaufnahmen von Vorstellungsgesprächen.
Die Schule umfasst die Jahrgangsstufen 7 bis 12, wobei die Schüler:innen sich nach der 10. Klasse für einen allgemeinbildenden oder berufsbildenden Zweig entscheiden können. Sie zeichnet sich durch eine starke Praxisorientierung aus; viele Lernsituationen sind realitätsnah gestaltet, etwa Unternehmensgründungen, Praktikumsprojekte oder MarktRollenspiele. In den berufsbildenden Zweigen gehören lange Praktika von rund 1.000 Stunden zum Curriculum, und digitale Plattformen werden zur Leistungsdokumentation genutzt. Im Umgang mit Heterogenität werden Schülerinnen und Schüler mit Unterstützungsbedarf teils in separaten Gruppen oder in Kooperation mit einer Förderschule betreut (z. B. in Werkstätten, mit Pferden oder in der Küche). Parallelförderung durch Sonderpädagog:innen ist gelegentlich vorhanden, in anderen Fächern jedoch knapp.
Als Besonderheit des regionalen Systems ist die überwiegende Unterrichtssprache Katalanisch zu nennen; nach der 10. Klasse erfolgt die Aufteilung in Bachillerato oder in die berufliche Bildung (Ciclos Formativos, meist 2 Jahre mit unterschiedlichen Abschlüssen). Organisatorisch herrscht ein lockeres, kollegiales Klima — man duzt sich, hält gemeinsame Pausen, in denen auch mal gemeinsam gesungen wird, und arbeitet in flachen Hierarchien eng mit regionalen Unternehmen zusammen. Die kleine Cafeteria dient als beliebter sozialer Treffpunkt. Technisch ist die Schule mit WLAN, Beamern und Laptopwagen ausgestattet, wobei staatliche Unterstützung für Geräte begrenzt ist.
Zu den Herausforderungen zählen eingeschränkte staatliche Mittel für Inklusion, ein Mangel an professioneller Sonderpädagogik und begrenzte Binnendifferenzierung, wodurch Lehrkräfte häufig stark durch heterogene Lerngruppen belastet sind. Auch in Unterrichtszeiten im berufsbildenden Zweig bis 21.30 Uhr brachten sowohl uns als Gäste, aber auch die dort tätigen Lehrkräfte sowie besonders die Schüler:innen an ihre Grenzen. Währende ihrer Praktikumsphasen absolvieren diese die Schulstunden sogar im Anschluss an einen Vormittag im jeweiligen Unternehmen.
Das JobShadowing lieferte dennoch praktische Ideen für Projekt und Berufslernformate, die sich auf unseren Unterricht übertragen lassen — etwa Planspiele, Unternehmensprojekte und praxisnahe Assessmentformate — sowie Anregungen zur Gestaltung von Kooperationen mit Betrieben und zu digitalen Dokumentationswegen für Praktika. Wichtig waren auch Erkenntnisse zur inklusiven Praxis und zu den Grenzen staatlicher Förderung, die Impulse für interne Diskussionen zur Unterrichtsorganisation und Förderplanung geben.
Bestätigt wurde, dass eine entspannte und respektvolle Schulkultur Beteiligung fördert: Offenes, kollegiales Arbeiten ist möglich, ohne Autorität zu verlieren (die Schülerinnen und Schüler fanden übrigens das formelle „Sie“ in Deutschland recht skurril). Das Fazit lautet: Lernen funktioniert besonders gut, wenn Theorie und Praxis Hand in Hand gehen — und wenn es zwischendurch eine Cafeteria und ein paar Gitarren gibt. Wir kehren mit vielen Unterrichtsideen, neuen Blicken auf Inklusion und dem festen Vorsatz zurück, zumindest einmal ein Planspiel auszuprobieren (und vielleicht vorher noch ein katalanisches Weihnachtslied zu üben).
Herzlichen Dank an die Schulleitung, das Kollegium und besonders an Marta für ihre Gastfreundschaft und die offenen Gespräche.
