Meine Heimat, meine Geschichte, mein Leben: Schüler der Internationalen Förderklasse des Berufskollegs stellen Bilder und Texte von Krieg und Frieden aus

Orangefarbene Schwimmwesten liegen aufgetürmt am Strand, dazwischen Plastikflaschen, vereinzelt Kleidungsstücke. Nächstes Bild: Menschen in staubiger und zerrissener Kleidung laufen durch die Straßen einer vollkommen zerstörten Stadt, einige bluten. Nächstes Bild: Ein kleiner Junge, nicht älter als drei Jahre, liegt leblos am Strand.

An diese und ähnliche Bilder haben wir uns fast schon gewöhnt, seit in den Medien über den Krieg in Syrien und die Flüchtlingsströme nach Europa berichtet wird. Etwas vollkommen anderes ist es jedoch, wenn man Menschen trifft, die aus dem Bürgerkriegsland oder anderen Krisenregionen stammen und selber Krieg  und eine lebensgefährliche Flucht erlebt haben. Diese Möglichkeit hatten in der Woche vor Weihnachten Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte des Berufskollegs Siegburg. Im Rahmen eines Projektes stellten Schüler der Internationalen Förderklasse 151 (IFK), die seit Februar 2016 an der Schule Deutsch lernen, ihre eigene Geschichte vor. Mithilfe von Postern und Bildern, die sie an Stellwänden in der Aula aushingen, erzählten die jungen Leute von ihrem Leben in ihrer Heimat vor dem Krieg und vor ihrer Flucht. Sie zeigten, wie ihre Herkunftsländer und -städte aussehen – vor und seit den Konflikten – und berichteten von ihrem Alltag dort.

„Die Schüler sind sehr stolz, sich nun auch auf Deutsch verständigen zu können und haben mit viel Engagement am Projekt mitgewirkt“, so Anja Walbe, die Klassenlehrerin der IFK151, die das Projekt zusammen mit dem Lehrerteam der Klasse initiiert hatte. Zusätzlich zu den Postern zeigten die Schüler auch einen Kurzfilm, den sie aus vielen verschiedenen Filmausschnitten zusammengefügt und mit eigenen Kommentaren versehen hatten. Neben Sequenzen, in welchen die Heimat der SuS vor und seit dem Konflikt gezeigt wird, und Bildern von Flüchtlingscamps beschäftigt sich der Film am Ende auch mit den Ressentiments, mit denen die jungen Leute seit ihrer Ankunft in Deutschland immer wieder konfrontiert werden. Denn die rassistischen Äußerungen, die tagtäglich in verschiedenen Foren und den sozialen Medien im Internet erscheinen, werden auch von den jungen Menschen gelesen und stimmen sie traurig.

Die Schülerinnen und Schüler der IFK151 präsentierten ihre Poster und den Film persönlich in der Aula und standen ihren Mitschülerinnen und Mitschülern der verschiedenen Bildungsgänge der Schule Rede und Antwort. Diese zeigten sich – genau wie ihre Lehrer – meist sehr beeindruckt von den Geschichten, die die jungen Leute zu erzählen hatten. „Ich kann mir das gar nicht vorstellen, die sind genauso alt wie wir… und so weit von zu Hause und der Familie entfernt“ – so reagierten viele von ihnen, nachdem sie die Projektausstellung besucht hatten. Ob es ihnen nicht schwerfalle, immer wieder von den schlimmen Ereignissen zu sprechen und Bilder zu sehen, wurden die Schüler der IFK nach einer Vorführung des Films gefragt. „Doch“, meinten sie, „aber es ist wichtig, davon zu erzählen.“

Auch nach ihren Plänen für die Zukunft wurden die Flüchtlinge gefragt. „Erstmal richtig gut Deutsch lernen“ – da sind sich alle einig. Denn dies sei die Grundlage, um später einen Beruf zu erlernen oder zu studieren. Und das möchten sie alle, denn zum Teil konnten sie ihr Studium oder ihre Ausbildung in der Heimat aufgrund des Krieges noch nicht beenden.