155 Tage neuer Bildungsgang Kaufleute im E-Commerce am Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg: ein Zwischenfazit

Hochmotiviert und voller Neugierde waren sie im vergangenen September angetreten als Pioniere im neu eingeführten Bildungsgang „Kauffrau / Kaufmann im E-Commerce“ am Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg. Nun, nach den ersten 155 Tagen als Auszubildende im neuen Ausbildungsberuf lohnt es sich, bei den 26 Schülerinnen und Schülern der ersten Ausbildungsklasse, darunter 9 junge Frauen und 17 junge Männer, einmal nachzufragen, wie sie die ersten Monate erlebt haben. 

Was zunächst auffällt sind die sehr unterschiedlichen Biografien und Beweggründe der Berufsschülerinnen und -schüler, die Ausbildung anzutreten. Neben dem Wunsch, eine kaufmännische Ausbildung zu absolvieren wurden gute Zukunftsaussichten im neuen Beruf genannt. Nina Fischl etwa weiß, dass „der Onlinehandel immer wichtiger wird und floriert. Die Berufschancen sind dementsprechend hoch und uns stehen einige Türen offen.“ Ebenso stand das Interesse am wachsenden Bereich Onlinehandel bei der Wahl der Ausbildung im Mittelpunkt. 

Was alle Auszubildenden gemeinsam haben, ist die Affinität zum IT-Bereich und Vorkenntnisse im Umgang mit PC, Tablet und Co. Denn dies sind auch die „Werkzeuge“ mit denen die jungen Leute nicht nur in ihren Ausbildungsbetrieben, sondern auch während des Berufsschulunterrichts täglich arbeiten. „Tatsächlich werden alle Fächer im Computerfachraum unterrichtet“, so Klassenlehrer Björn Kettner, der den neuen Bildungsgang am Berufskolleg maßgeblich mit aufbaut. Den Schülerinnen und Schülern gefällt es, dass „zeitgerechte Inhalte und Methoden im Unterricht“ eingesetzt werden, so Lukas Kühlthau, der in einem Betrieb für Musikzubehör seine Ausbildung absolviert.

Doch trotz der bereits guten technischen Ausstattung ist noch nicht alles so, wie es einmal sein soll: „Wir sind noch im Aufbau des neuen Bildungsgangs. Da wir zu den ersten Schulen überhaupt gehören, die diese Ausbildung anbieten, gibt es noch kaum Lehrwerke auf dem Markt, an denen man sich orientieren könnte. Auch was die technische Ausstattung betrifft, sind noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.“ Geplant ist beispielsweise die Ausstattung der Klasse mit i-pads oder das Einrichten einer Netbook-Klasse. Daneben stehen noch einige Software Anschaffungen an, etwa um das Arbeiten der Schüler von zu Hause aus zu erleichtern. 

Bei der Entwicklung der neuen Unterrichtsinhalte ist Teamwork gefragt. „Wir arbeiten im Bildungsgang sehr eng zusammen und stellen auch immer wieder alles auf den Prüfstand“, so Kettner. Dabei werden auch die Schülerinnen und Schüler eng eingebunden und nach ihrer Meinung gefragt, was bei ihnen überwiegend gut ankommt. „Wir sind bislang sehr zufrieden mit unserer ersten Klasse. Trotz der Heterogenität unter den Schülern ist ein Unterrichten auf hohem Niveau möglich.“ 

Ebenso verschieden, wie die Berufsschüler und Berufsschülerinnen sind auch die Betriebe, in denen sie ihre Ausbildung absolvieren. Neben einem Unternehmen aus dem Telekommunikationsbereich gehören ein Möbelhandel dazu, eine Online-Medien Agentur, ein Betrieb für IT-Sicherheit, ein Dekorations-Onlineshop oder auch Online Marketing Agenturen. Auch hier wird Kooperation und Zusammenarbeit großgeschrieben. „Wir sind auf die Rückmeldungen der Betriebe angewiesen, da wir für den praktischen Arbeitsalltag und nicht am Bedarf vorbei ausbilden möchten,“ so Björn Kettner. Auch aus diesem Grund fand in der vergangenen Woche ein Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der Ausbildungsbetriebe, Lehrerinnen und Lehrern, der Arbeitsagentur und der IHK am Berufskolleg in Siegburg statt. Dabei hatten die Betriebe Gelegenheit, sich ein Bild von den Arbeitsräumen und der Unterrichtsorganisation in der Schule zu machen und sich auch untereinander auszutauschen. Wie fruchtbar solche Treffen sein können, zeigt sich direkt daran, dass gemeinsame Kooperationen zwischen Betrieben und der Schule geplant wurden, etwa um Praxisprojekte durchzuführen. 

Das Fazit aller Beteiligten nach den ersten 155 Tagen im neuen Bildungsgang fällt überwiegend positiv aus und Gaspard v. Hanier, einer der Schüler der Ausbildungsklasse, steht nicht allein mit seiner Meinung da wenn er sagt: „Ich bin sehr zufrieden und freue mich auf die weitere Ausbildungszeit“. 

Fotos: Schülerinnen und Schüler der Ausbildungsklasse „Kaufmann/ Kauffrau im E-Commerce“ im Klassenraum