1. Jahrestreffen Zukunftsnetzwerk am Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises Siegburg: Vertreter:innen von Schule, Unternehmen, Institutionen und Hochschule tauschen sich über die Zukunft von Schule und Ausbildung aus

Schüler:innen bestmöglich auf die Zukunft vorbereiten – das ist das große Ziel, das sich die Mitglieder des Zukunftsnetzwerks auf die Fahne geschrieben haben. Anfang des Monats fand das Jahrestreffen des Zukunftsnetzwerks am Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg satt. Vertreter:innen aus Unternehmen, mit denen die Schule bereits seit längerem kooperiert, sowie neuen Unternehmen, Institutionen wie der IHK, Arbeitsagentur oder Handwerkskammer, Hochschulen und Stadtverwaltung trafen in der Aula der Schule auf den stellvertretenden Schulleiter Wolfgang Stellberg sowie weitere Lehrkräfte, darunter die Organisator:innen der Veranstaltung aus dem StuBo-Team (Studien- und Berufsorientierung) des Berufskollegs.  

Im Rahmen der Netzwerktreffen soll der Austausch über Schule und Ausbildung intensiviert werden, um so eine passgenauere Ausrichtung des Berufsschulunterrichts zu ermöglichen. Gerade im Bereich Berufsorientierung, der am Berufskolleg einen hohen Stellenwert einnimmt, sollen die Anliegen der Ausbildungsbetriebe aufgenommen werden und gemeinsam im fachlichen Austausch Entwicklungen angestoßen werden. So sollen den Schüler:innen seitens der Schule mehr ausbildungsbezogene Angebote gemacht werden, so dass die Ausbildungsbetriebe Auszubildende erhalten, die ihren Anforderungen entsprechen – eine Win-Win Situation für alle Beteiligten.  

Beim aktuellen Treffen berichteten Vertreter:innen von Ausbildungsbetrieben in einer interaktiven Gesprächsrunde von ihren Erfahrungen und Herausforderungen mit den aktuellen Ausbildungsjahrgängen.  

Stefanie Zepke von der Deutschen Telekom und ihre Kolleg:innen machten zuletzt die Beobachtung, dass viele junge Menschen orientierungslos wirken und nicht so recht wissen, welchen Beruf sie erlernen möchten. Als Reaktion darauf nutze das Unternehmen nun ein Bewerbungs Tool, das mit Hilfe eines Tests die Stärken und Interessen der Bewerber:innen herausarbeitet und ihnen dann passende Ausbildungsberufe oder ein duales Studium im Unternehmen vorschlägt. Der Test ersetze damit das Anschreiben und die Bewerber:innen müssen nur noch ihren Lebenslauf und ihre Zeugnisse einreichen. 

Thomas Hockenbrink von der KSK Köln teilte in der Gesprächsrunde ähnliche Beobachtungen. Sein Eindruck ist, dass Jugendliche häufig Schwierigkeiten haben, im Bewerbungsgespräch über sich selbst und ihre Interessen zu berichten – ihre Bewerbungen erfolgten meist auf Anraten von Familie oder Freunden und nicht auf Eigeninitiative. Zudem fehle es mitunter an Kenntnissen im Bereich Digitalisierung – hier seien Jugendliche oft weit weniger digital unterwegs, als gemeinhin angenommen, was auch eine interne Umfrage der Sparkasse unter Angestellten bestätige.  

Natalie Stammwitz von der Agentur für Arbeit, die als Berufsberaterin regelmäßig Schüler:innen des Berufskollegs zur Seite steht und sie bei ihrer Berufswahl unterstützt, beobachtet in den letzten Jahren eine regelrechte Angst bei den Jugendlichen, bei der Berufswahl eine Entscheidung zu treffen, besonders, wenn sie den Beruf bislang nicht live erleben konnten. Aufgrund dieser Ängste werde die Bewerbung aufgeschoben. Hier habe die Schule schon gute Projekte auf den Weg gebracht, Schüler:innen neben den vorgesehenen Praktika auch andere Arten der Berufserkundung zu ermöglichen.  

Im Anschluss an diese und weitere Redebeiträge aus der offenen Gesprächsrunde fanden sich die Teilnehmer:innen des Treffens in Kleingruppen an verschiedenen „Stationen“ zusammen, um konkrete Vorschläge zu diskutieren, die aktuellen Herausforderungen anzugehen. Rund um die Themen Praktikum, Ausbildungsinformationstag, Azubi-Experten bzw. Experten im Unterricht oder Berufsfelderkundungen tauschten sich Vertreter:innen des Kollegiums und der Betriebe aus. Die Ergebnisse wurden anschließend protokolliert und für alle sichtbar auf Bildschirme projiziert. Nun wird intern geprüft, wie die Ideen zeitnah umgesetzt werden können, damit beim nächsten Zusammentreffen im Rahmen des Zukunftsnetzwerks über erste Ergebnisse resümiert werden kann.  

„Wir freuen uns, mit dem Zukunftsnetzwerk ein ganz praktisches Instruments des Austauschs zwischen Schule und Betrieben initiiert zu haben und sind schon ganz gespannt auf den weiteren Austausch und gemeinsame Projekte,“ so Agathe Sering-Muth, die das Netzwerk mit ins Leben gerufen hat. „Es gibt viele Herausforderungen, die wir aber bewältigen können, wenn wir im Dialog bleiben.“ 

Fotos:  
1 – Zukunftsnetzwerk – Teilnehmer:innen im Austausch 
2 – Zukunftsnetzwerk – offene Gesprächsrunde