Schule in der Corona-Krise – geht das? Darüber gingen in den letzten Tagen und Wochen die Meinungen unter Schüler*innen, Eltern, Lehrer*innen aber auch Politiker*innen weit auseinander. Schließlich wurde in der vergangenen Woche entschieden, zumindest einem Teil der Schüler*innen Präsenzunterricht zu ermöglichen – natürlich unter Einhaltung größtmöglicher Schutzmaßnahmen.

Noch in den Osterferien gingen in den Schulen, darunter auch dem Berufskolleg in Siegburg, die Vorbereitungen für die Wiederaufnahme des Unterrichts los. In einem logistischen Kraftakt wurde geplant, wie alle notwendigen Maßnahmen umgesetzt werden könnten, um Schüler*innen und Lehrer*innen eine sichere Rückkehr in den Klassenraum zu ermöglichen. Besonders herausfordernd am Berufskolleg ist die große Anzahl an Schüler*innen, knapp 1000, die sich derzeit auf Prüfungen vorbereitet – neben Abiturient*innen und Höheren Handelsschüler*innen zahlreiche Schüler*innen der verschiedenen Ausbildungsgänge, bei denen demnächst IHK-Prüfungen anstehen. Schulleitung und Kollegium packten mit an, um Klassenräume vorzubereiten, Flure zu beschildern und die Schule mit Desinfektionsmitteln auszustatten, damit der Unterricht wie geplant zum 23.4. für einen Teil der Schüler*innen wiederbeginnen konnte.

Die ersten Tage sind nun vorüber, doch bis ein wirklicher „Schulalltag“ einkehren kann – da sind sich alle einig – wird noch sehr viel Zeit vergehen. Angefangen dabei, dass Klassen nicht gemeinsam, sondern auf mehrere Räume verteilt unterrichtet werden müssen, um den Mindestabstand zu wahren, über die Regelung, gemeinsame Pausenzeiten abzuschaffen, um die Anzahl an Schüler*innen auf dem Pausenhof zu reduzieren – Vieles ist anders in Zeiten der Corona Krise.

Doch auch, wenn ein mulmiges Gefühl bleibt, wenn plötzlich wieder so viele Menschen zusammenkommen und manch einer die Schulöffnung für verfrüht hält, gibt es positive Stimmen unter den Schüler*innen. Viele Auszubildende sind beispielsweise dankbar, sich nun in der Schule in Ruhe und konzentriert auf ihre IHK-Prüfungen vorbereiten zu können, denn oftmals blieb gerade bei Azubis im Einzelhandel in den letzten Wochen vor lauter Arbeit keine Zeit dafür. Auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen und direkt eine Antwort zu erhalten, wissen die jungen Leute zu schätzen. Andere fühlen sich im Klassenraum, wo jeder seinen festen Platz in ausreichendem Abstand voneinander hat, wohler als im Betrieb, wo Kund*innen sich oftmals wenig um Abstandsregelungen scheren.

Anders sehen es Schüler*innen der Vollzeitbildungsgänge, die sich bislang zu Hause mit Unterstützung ihrer Fachlehrer auf die Prüfungen vorbereitet haben. Während es

Abiturient*innen freisteht, zu Hause weiter zu lernen oder in die Schule zu kommen, herrscht bei Schüler*innen der Höheren Handelsschule Präsenzpflicht, sofern gesundheitliche Gründe nicht dagegensprechen. Manche fühlen sich als „Versuchskaninchen“ der Politiker und verstehen nicht, warum sie sich weiter auf Prüfungen vorbereiten müssen, während anderswo Sonderregelungen gefunden wurden.

Dank der sorgfältig und umsichtig vorbereiteten Klassenräume konnten erste Bedenken, was das Lernen in der Schule betrifft, bei vielen Schüler*innen schnell ausgeräumt werden. Jedoch funktioniert das System nur, wenn sich alle gemeinsam an die neuen Regeln halten, allem voran die Abstandsregel und das Tragen von Mund- und Nasenschutz auf dem Schulgelände. „Wer sich nicht an diese Regeln hält, wird direkt nach Hause oder in den Ausbildungsbetrieb geschickt. Unser aller Gesundheit hat absoluten Vorrang,“ so Schulleiterin Daniela Steffens. Denn eines ist klar: wie in allen anderen Bereichen so ist es auch in der Schule von größter Bedeutung, dass alle zusammenhalten und an einem Strang ziehen. Damit wir alle gut durch die Krise kommen.

Foto:
Schülerinnen und Schüler der Höheren Handelsschule bereiten sich in einem Klassenraum auf ihre Prüfung vor.